Die Entwicklung der psychoanalytischen Psychotherapie war Freud nur dadurch möglich, dass er die durch die klinischen Erfahrungen mit Patientinnen und Patienten gewonnenen Einsichten in unbewusste Konflikte in eine wissenschaftliche Sprache übersetzte *. Die derart auf der Grundlage klinischer Forschungen entwickelte Psychoanalyse stellt daher ein Theoriegeflecht dar, das sich aus einer ganzen Reihe von Theorien zusammensetzt, die „je unterschiedliche Aspekte psychischen Funktionierens untersuchen und so ein umfassendes und differenziertes Bild seelischer Prozesse liefern“ (DGPT 2011, S. 3).
* Zu der Frage, wie Freud die Triebtheorie auf der Grundlage der klinischen Erfahrungen konstruiert, die er durch die Analyse hysterischer Patienten und zwangsneurotischer Patienten entwickelt hat, vergleiche König 2014, S. 10-43.
Während die drei letzten Konzepte der Freudschen Triebtheorie inhärente Aspekte ausarbeiten und systematisieren (das Ich wird durch Triebe motiviert und nimmt von einer narzisstischen Position seinen Ausgang, bevor es Objekte libidinös besetzt), setzen sich weitere Konstrukte auf eine andere Weise mit der Psychoanalyse auseinander:
Zwei weitere Theorien reformulieren die Psychoanalyse auf der Grundlage einer sprachtheoretischen Konzeption mit dem expliziten Ziel, Freud besser verstehen zu wollen:
Die experimentelle Beobachtung von Kleinkindern hat gezeigt, dass nicht allein kognitive Fähigkeiten, sondern auch die dem Individuum unbewussten psychischen Funktionen, „die seine Wahrnehmung sowie die Gestaltung seiner Beziehungen zu anderen Menschen und zu sich selbst leiten, in einem von Geburt an stattfindenden affektiven intersubjektiven Austausch des Kindes mit seinen wichtigen Beziehungspersonen erworben und differenziert werden“ (DGPT 2011, S. 5). Dazu gehören zweifellos „das Bedürfnis des Säuglings nach Bindung und die Entwicklung von lebenslang bestehenden Bindungsrepräsentanzen, von Stilen der Affektkontrolle und –integration sowie eines ausreichenden Schutzes gegen Reizüberflutung in frühen Interaktionen des Kindes mit seinen wichtigen Bezugspersonen“ (ebd.).
Freilich ist in dieses entwicklungspsychologische Modell auch Freuds (1905) Konzept der psychosexuellen Entwicklung integriert, demzufolge die genitale Sexualität des Erwachsenen das Produkt einer Integration der sich in der frühen Kindheit in der Interaktion mit den primären Bezugspersonen entfaltenden Partialtriebe ist, deren Quelle verschiedene erogene Körperzonen sind. Der intersubjektive Austausch mit den primären Bezugspersonen wird derart auch durch die Triebschicksale bestimmt, die mit dem Ausleben einer oral-narzisstischen, anal-sadistischen und einer phallisch-klitoridalen Entwicklungsphase verbunden sind. Die sexuelle Entwicklung gipfelt im ödipalen Beziehungsdrama, das im ungefähren Alter von fünf bis sechs Jahren erreicht und anschließend verdrängt wird. Der mit der Grundschulzeit korrespondierenden Latenzzeit, in der vor allem kognitive Fähigkeiten entfaltet werden, folgt die Pubertät, in der die wiederauflebende Sexualität der Kindheit sich durch die Interaktion mit signifikanten anderen neu organisiert (die zweite Chance der Adoleszenz) und damit die Matrix für die erwachsene Sexualität herstellt.
Vor dem Hintergrund psychoanalytischer Entwicklungstheorien, die mit den Einsichten der Bindungstheorie, der Theory-of-Mind-Forschung, der Gedächtnispsychologie, der Neurobiologie und der Entwicklungspathologie abgeglichen werden, vermag der Psychoanalytiker gesunde und beeinträchtigte psychische Entwicklungen einzuschätzen. Die subjektive Krankheitstheorie der Patientin, wie sie die Entstehung ihrer Störungen und Symptome versteht und mit Hilfe von Alltagstheorien erklärt („Ich glaube, das ist vererbt“, „Das ist alles meine Schuld“, „Ich glaube, alles erklärt sich aus einer unerkannten körperlichen Erkrankung“) wird so auf der Grundlage der Einsichten wissenschaftlicher Entwicklungstheorien beurteilt.
Nachdem durch szenisches Verstehen verdrängte und abgespaltene Erfahrungen der Kindheit erschlossen worden sind, die der psychischen Symptomatik zugrunde liegen und die nun in das bewusste Erleben der Patientin integriert werden, können Analytiker und Analysandin für bislang nicht verstandene oder zu oberflächlich konstruierte Lebensgeschichten neue kohärente Narrative entwickeln, deren Stimmigkeit auch durch den Rückgriff auf die Einsichten psychoanalytischer Entwicklungstheorien abgeglichen wird. So lassen sich die zu Behandlungsbeginn noch unbewussten Gründe für das psychische Leid und die Symptome in ein plausibles und nachvollziehbares Verständnis der Biographie übersetzen, was derart ein neues Identitätsgefühl generiert.
Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der Sozialisationsforschung und Soziologie wird unter Umständen auch fassbar, dass das subjektive Leiden des Patienten auch die Folge eines Leidens der Subjekte unter den gesellschaftlichen Bedingungen einer neoliberalen Moderne ist, die – wie Heinz Bude (2014) ausführt, eine Vielzahl von Ängsten erzeugt. Die moderne Leistungsgesellschaft, die wenige Gewinner und viele Verlierer produziert, löst bei einer ganzen Reihe von Individuen die Angst aus, dem Leistungsdruck nicht mehr gewachsen zu sein. Damit greift auch die Angst vor sozialer Deklassierung um sich. Andere Gesellschaftsmitglieder fürchten Terror oder eine Überfremdung durch Migranten. Nicht wenige Mitbürger haben angesichts der Weltwirtschaft- und Weltfinanzkrise von 2008 und der Staatsschuldenkrise von 2011 die Angst ums ganze System entwickelt. Schließlich erfasst immer mehr Individuen die Angst vor einer Welt am Abgrund (die Angst vor atomaren Unfällen und vor einer Klimakatastrophe).
Zweifellos kann die psychotherapeutische Arbeit nur das persönliche Leiden, nicht aber das soziale Leid behandeln. Aber Psychoanalyse kann die Subjektivität der Individuen so stabilisieren und stärken, dass sie eher dazu in der Lage sind, die Widersprüche moderner Gesellschaften auszuhalten und sich aktiv mit den sozialen und politischen Konfliktlagen auseinanderzusetzen.
Den Ausgangspunkt psychoanalytischer Theoriebildung stellt die Grundannahme dar, dass psychische Abläufe, Funktionen und Strukturen in hohem Maße unbewusst sind. In seinem ersten Modell der menschlichen Seele (erste Topik) unterscheidet Freud (1900, Kapitel VII) zwischen den Bereichen des Unbewussten, des Vorbewussten und des Bewussten. Mit der zweiten Topik entwickelt Freud (1923) ein Strukturmodell der Psyche, dem entsprechend das (in hohem Maße bewusste, teilweise unbewusste) Ich zwischen den Trieben des (unbewussten) Es, den moralischen Ansprüchen des (im hohen Maße unbewussten) Über-Ichs und den realen Bedingungen der Außenwelt und den damit einhergehenden Erwartungen anderer vermittelt.
Das Aufeinanderprallen von - als sozial anstößig geltenden - Triebansprüchen und den Verboten des Über-Ichs, das Kollidieren von vernünftigen Intentionen des Ichs mit sich ihnen widersetzenden Leidenschaften des Es verursachen bewusste, aber vor allem auch unbewusste psychische Konflikte, deren mangelnde Bewältigung psychisch krank machen kann. Das Ich setzt sich mit drängenden Triebansprüchen, bewussten Intentionen, aus dem Druck des Über-Ichs resultierenden Schuld- und Schamgefühlen und Ansprüchen der Außenwelt mit Hilfe von Ich-Funktionen (Symbolisieren, Denken, Imaginieren, Steuerung der Motorik) auseinander. Dabei übernehmen unter den Ich-Funktionen die unbewusst wirksamen Abwehrmechanismen (Verdrängung, Reaktionsbildung, Verschiebung, Vermeidung, Intellektualisierung, Spaltung, Verleugnung, Projektion etc.) die Aufgabe, als sozial anstößig identifizierte unbewusste Triebansprüche gar nicht zum Bewusstsein zuzulassen oder sie wieder aus dem Bewusstsein auszuschließen.
Die Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen entwickelt sich der Psychoanalyse zufolge auf der Grundlage der frühkindlichen Interaktionen mit primären Bezugspersonen. Was Freud als die der Persönlichkeit zugrunde liegende Triebstruktur bezeichnet, lässt sich mit Lorenzer (1972) als Produkt einer zunächst unbewussten und anschließend bewusster werdenden Verarbeitung der Interaktionen mit signifikanten anderen begreifen, in welche die infantilen Körperbedürfnisse so bestimmend eingehen wie die Wünsche und moralischen Forderungen der Erwachsenen, die das Kind ihrer sozialen Klasse oder ihrem sozialen Milieu entsprechend sozialisieren (vgl. König 2014, S. 69ff). Wie eine Erwachsene denkt, fühlt und handelt, ist also das Ergebnis ihrer subjektiven Verarbeitung der Art und Weise, wie sie als Kind die primären Bezugspersonen wahrgenommen und erlebt, sich mit ihnen identifiziert und gegen sie rebelliert hat. So konstituiert sich die Persönlichkeit auf der Grundlage einer in der frühen Kindheit ausgebildeten Affektivität, die das Gegenstück zu der von Piaget (1945) beschriebenen Intelligenzentwicklung darstellt (vgl. König 2014, S. 73-90). Die derart hergestellte Subjektivität stellt die Grundlage für einen sich lebenslang entwickelnden Individuations- und Sozialisationsprozess dar, dessen Gelingen mit – unter Umständen behandlungsbedürftigen - psychischen Beschädigungen oder dessen partielles oder weiter um sich greifendes Scheitern doch auch mit der Entwicklung von Ressourcen verbunden ist, an denen psychotherapeutische Interventionen möglicherweise ansetzen
Freud analysierte nicht nur literarische Texte und Kunstwerke (vgl. Freud 1907, 1914). Vielmehr setzte er sich in seinen kulturkritischen Schriften (vgl. Freud 1901, 1908, 1921, 1927, 1930) auch mit sozialpsychologischen Fragen wie der kulturellen Moral seiner Zeit und ihrer Wirkung auf die Sexualität, der Irrationalität von Massenbildungen und den Illusionen der Religion auseinander.
Aus dieser psychoanalytischen Kulturforschung entwickelte sich eine psychoanalytische Sozialpsychologie (vgl. Dahmer 1970, Schülein, Wirth 2011), welche in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem die Irrationalität des Nationalsozialismus mit Hilfe der Psychoanalyse zu begreifen suchte (vgl. Horkheimer 1932, Fromm 1929, 1936, Adorno 1950). Da jedoch die Anwendung der in der therapeutischen Praxis entwickelten Theorie Freuds häufig auf eine sehr naive Weise geschah (vgl. König 1995, 2007), so dass immer wieder soziale, kulturelle und politische Probleme psychologisiert und pathologisiert wurden, gingen Sozialwissenschaftler und Historiker im hohen Maße auf Distanz zur Psychoanalyse. Erst mit der Entwicklung der von Lorenzer (1986) begründeten und von mir (vgl. König 2001, 2018a) methodologisch und methodisch weiter entwickelten tiefenhermeneutischen Kulturanalyse hat sich die Psychoanalyse zu einer methodologisch und methodisch reflektierten Form der qualitativ-interpretativen Erforschung von Texten und Bildern entwickelt, die auf viele Forschungsfelder jenseits der Couch (vgl. J. König u. a. 2018, König 2018b) angewendet werden kann (vgl. Forschung).
Bei der Lektüre von Freuds Texten scheiden sich die Geister. Die einen überzeugt die Klarheit und Logik seiner Argumente, die anderen meinen, die psychoanalytischen Begriffe seien widersprüchlich, nicht plausibel oder vorurteilsgeleitetet, wenn Freud etwa über Männer und Frauen spreche.
Dabei wird zunächst einmal übersehen, dass Freud mit dem Voranschreiten seiner klinischen Forschungen frühere Theorien korrigierte, weiter entwickelte oder beiseite legte und die sich durch weitere Forschung aufdrängenden Einsichten in überarbeitete oder gänzlich neue Konstrukte übersetzte.
Zudem trägt zum Missverstehen psychoanalytischer Konzepte bei, dass eine Reihe Freudscher Begriffe durch den Eingang in die Alltagssprache aus dem klinischen Kontext gerissen worden sind, in dem sie ihre jeweilige Bedeutung haben. Den sich über Freud empörenden Kritikern entgeht häufig, was der Begründer der Psychoanalyse eigentlich mit seinen in der klinischen Praxis entwickelten Begriffen jeweils gemeint hat.
Erschwerend tritt hinzu, dass Freud im Zuge seiner Bemühungen, eine wissenschaftliche Sprache für seine klinischen Beobachtungen unbewusster Prozesse zu finden, mit einem besonderen Problem konfrontiert wurde: Um die Psychoanalyse als Wissenschaft zu begründen, die von der scientific community der Mediziner und Naturwissenschaftler an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert anerkannt werden sollte, übersetzte er die durch seine klinische Arbeit mit Patientinnen und Patienten gewonnenen Einsichten in die szientistische Wissenschaftssprache des 19. Jahrhunderts.
Jürgen Habermas (1968) hat mit gutem Grund vom „szientistischem Selbstmissverständnis der Psychoanalyse“ gesprochen (S. 263): Obwohl Freud mit der Traumdeutung eine „Tiefenhermeneutik“ entwickelt habe, welche die „Selbsttäuschungen des Autors“ offenbare, weil sich hinter dem „manifesten Gehalt“ der intendierten Mitteilungen „der latente Sinn eines dem Autor selbst unzugänglichen, entfremdeten, ihm gleichwohl zugehörigen Stückes seiner Orientierungen“ zeige (ebd. S. 267f), habe er geglaubt, eine Naturwissenschaft seelischer Prozesse zu entwickeln. Lorenzer (1970) hat das Verständnis der Psychoanalyse als einer den Geistes- oder Sozialwissenschaften zuzurechnenden Tiefenhermeneutik methodologisch und methodisch ausgearbeitet, indem er die Forschungsfrage untersuchte, wie der Analytiker in der Interaktion mit der Analysandin konkret verfährt.
Wie es zuvor beschrieben wurde (vgl. Psychoanalyse als psychotherapeutische Forschungspraxis), bedient sich der Analytiker eines „szenischen Verstehens“, dem entsprechend er die von der Analysandin geschilderten Alltagsszenen, Traumszenen und Kindheitsszenen auf der Grundlage der Wirkung auf das eigene unbewusste Erleben (Übertragungsszene) deutet, um auf diese Weise die geschilderten Symptome im Kontext ihrer lebensgeschichtlichen Entstehung zu interpretieren. Nachdem der Analytiker die unbewussten Konflikte szenisch verstanden hat, die der Krankengeschichte zugrunde liegen, versucht er den Behandlungsfall im Rekurs auf passende Konzepte der Psychoanalyse theoretisch zu begreifen. Die psychoanalytischen Begriffe, mit deren Hilfe die Fallrekonstruktion verstanden wird, haben sich aber selbst aus klinischen Erfahrungen der Psychoanalyse und damit aus der verallgemeinernden Typisierung von Interpretationen individueller Behandlungsfälle entwickelt.
Es führt also in die Irre, wenn man die Psychoanalyse mit dem wissenschaftstheoretischen Konzept der Naturwissenschaften betrachtet, wie es in der akademischen Psychologie und in der Verhaltenstherapie der Fall ist, die auf dem Konzept der klassischen Konditionierung (das der russische Physiologe Pawlow mit der Abrichtung von Hunden entwickelte) und auf der behavioristischen Annahme beruht, dass störungsbedingtes Verhalten erlernt wurde und wieder verlernt werden kann, gleichgültig, ob es sich um das Verhalten von Menschen oder Tieren handelt. Dem wissenschaftstheoretischen Konzept der Psychoanalyse wird man erst gerecht, wenn man begreift, dass es sich um eine qualitativ-interpretierende Sozialwissenschaft handelt.
Der Bedeutung von Freuds Konzepten wird man daher erst gerecht, wenn man die psychoanalytische Theorie auf eine sozialwissenschaftlich aufgeklärte Weise so reformuliert, dass ihre Konstrukte für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Disziplinen und interessierte Laien plausibel und nachvollziehbar werden (vgl. Lorenzer 1972).
Was damit gemeint ist, soll beispielhaft anhand von Freuds Begriff des Penisneides illustriert werden. Dieser Begriff ist gerade von Feministinnen häufig kritisiert worden, weil dieses Konzept mit der sexistischen Vorstellung verbunden sei, dass Frauen aufgrund ihres biologischen Geschlechtes im Vergleich zu Männern „minderwertig“ seien. Wenn man dagegen den sozialwissenschaftlichen Erfahrungsgehalt dieses Begriffs rekonstruiert, kommt man zu einem ganz anderen Schluss. Der sogenannte „Penisneid“ spiegelt eine soziale Erfahrung wider, die Mädchen unter patriarchalen Sozialisationsverhältnissen erleben. Sie verstehen nicht, dass die geliebten Eltern, aber auch bewunderte Verwandte und idealisierte Erzieherinnen Jungen vorziehen. Wenn man verstehen will, wie Mädchen diese Erfahrung verarbeiten, muss man sich zunächst einmal vergegenwärtigen, dass Kinder im Vorschulalter die Realität nicht mit dem logischen Verstand der Erwachsenen betrachten, sondern in einer magischen Welt leben, in der sie die Wirklichkeit eigenen Wünschen entsprechend auf eine phantasievolle und körpernahe Weise konstruieren. Da sie die Eltern idealisieren, können sich kleine Mädchen nicht vorstellen, dass die Erwachsenen so unfair sind, Jungen mehr zu lieben als sie. Daher fühlen sie sich für ihre Diskriminierung durch die Eltern selbst verantwortlich und suchen ihrem körpernahen Erleben entsprechend nach einem körperlichen Unterschied, durch den sie sich von Jungen unterscheiden. So entwickeln sie die Phantasie, als Mädchen wohl deshalb als zweite Wahl zu gelten, weil ihnen körperlich der Anhängsel fehlt, den Jungen zwischen den Beinen tragen. Wenn eine erwachsene Frau unbewusst unter einem Penisneid leidet, dann erzählt sie infolgedessen von einer Phantasie, die in früher Kindheit entstand, als das Mädchen sich die schmerzliche Erfahrung der privilegierten Position des Bruders in der Familie nur im Rückgriff auf einen körperlichen Unterschied erklären konnte.
Das bedeutet aber, dass psychoanalytische Begriffe abstrakte Konzepte darstellen, die das Erleben von typischen Beziehungsmustern in Kindheit und Jugendalter verallgemeinern, welche die affektive Grundlage für die erwachsene Wahrnehmung und Verarbeitung vergangener und aktueller Szenen der eigenen Lebensgeschichte bilden.
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